Ecce Homo - Kunstinstallation von Bernhard Göser

"Er hat unsere Leiden getragen", sagt im Alten Testament der Prophet Jesaja über den Gottesknecht, der später mit Jesus von Nazaret identifiziert wird. Diesen Gedanken hat Diözesanrat Bernhard Göser, der als Lehrer Kunst unterrichtet und selbst künstlerisch tätig ist, seiner Installation zum Missbrauch in der Kirche zugrunde gelegt. Er betitelt das Werk mit "Ecce homo" (Siehe, der Mensch), einem Verweis auf die Passion im Neuen Testament.

Göser setzt das Leiden der Missbrauchsopfer in direkte Beziehung zum Leiden Jesu Christi am Kreuz. Religiöse Medaillen ordnet er zu einem Berg an, der durch die darüberstehende schwarze "Sonne" an Golgotha und die Finsternis zur Todesstunde Jesu denken lässt. Ein Kreuz hat er vielfach mit "me too" beschriftet. Es ist umgeben von maskenhaften Gesichtern, die je nach Beleuchtung zu sehen sind oder mit dem Hintergrund verschwimmen. Der Künstler lässt offen, ob sie die stillen Schreie der Missbrauchsbetroffenen symbolisieren oder aber die stummen Zeugen, die Missbrauch beobachtet haben und schweigen. Göser will dem Entsetzen und Leiden einen Platz und einen Ausdruck geben. "Was der Betrachter wahrnimmt, bleibt ihm überlassen. Ich will das nicht deuten", sagt er. Das me-too-Kreuz hat er durch die Gestaltung in Spritztechnik in Bezug gesetzt zur Säule eines Lesepultes, auf dem ein Buch ausliegt, in das die Betrachter der Ausstellung eingeladen sind, Missbrauchserlebnisse einzutragen. Die Säule erinnert an die Geißelung Jesu. Auf dem dritten Bild des Tryptichons ist schließlich ein in einzelne Gliedmaßen zerlegter Kreuzescorpus zu sehen - Missbrauch in seiner ganzen Brutalität und mit seiner nach außen zur Schau gestellten Ordnung.

Die Skulptur "gebrochen" thematisiert die Zerbrechlichkeit des Menschen. In der Plastik "verschüttet" ragen religiöse Gegenstände aus dem häuslichen Bereich aus einer Lehmmasse.