„Sparen und gestalten – gehen wir es gemeinsam an“
Die Kirchensteuervertretung der Diözese stellt die Jahresrechnung 2023 fest und verabschiedet den Doppelhaushalt 2025/2026.
Am letzten Novemberwochenende fand die Sitzung für den Doppelhaushalt 2025/26 des obersten gewählten Laiengremiums der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Kloster Untermarchtal statt. Zum letzten Mal unter dem Vorsitz des Diözesanadministrators Dr. Clemens Stroppel, der die Teilnehmenden begrüßte und die Sitzung eröffnete. Dr. Klaus Krämer nahm letztmals als Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators an der Vollversammlung teil – seine Weihe zum Bischof fand am 1. Dezember im Rottenburger Dom statt.
Haushaltsberatungen zum Doppelhaushalt 2025/26
Die Reden von Dietmar Krauß, Leiter der Hauptabteilung Finanzen und Vermögen, und Werner Krahl, Vorsitzender des Finanzausschusses, zur Situation des Haushalts waren geprägt durch die schwierige wirtschaftliche Situation in Baden-Württemberg. Beide zeigten sich besorgt über die künftigen Entwicklungen angesichts der schwierigen Konjunkturlage. Dank vorausschauender Finanzplanungen in den vergangenen Jahren wurden aber vorsorglich Rücklagen gebildet. So können die rückläufigen Einnahmen, bedingt durch demografische Entwicklungen, Austritte und Einkommensentwicklungen der Kirchenmitglieder, noch ausgeglichen werden – sowohl im Haushalt der Diözese im engeren Sinne, wie auch bei den Kirchensteuerzuweisungen an die Kirchengemeinden.
Denn Kürzungen würden sich gerade bei den Kirchengemeinden unmittelbar und sehr konkret auswirken. Die deutliche Mehrheit des Gremiums befürwortete deshalb eine geringe Steigerung. Aber auch die Kirchengemeinden müssen in die Konsolidierung mit eingebunden werden. Veränderungen und Weiterentwicklungen müssen zügig weitergeführt oder umgehend angegangen werden, sowohl auf pastoraler, struktureller und personeller Ebene. „Wir leben von der Substanz und müssen raus aus der Komfortzone“, so die klare Botschaft von Werner Krahl, „wir brauchen Bewegung und Veränderung auf allen Ebenen der Diözese.“
Das betonten auch Robert Hahn, Leiter der Hauptabteilung Kirchengemeinden und Dekanate und Felix Kellner, Sachgebietsleiter Finanzen und Liegenschaften in der Hauptabteilung, in ihrer Rede bezüglich der Kirchensteuerverteilung an die Kirchengemeinden. Es brauche strukturelle Veränderungen. Denn dem gesunkenen verteilbaren Kirchensteueraufkommen stünden gestiegene Kosten, insbesondere im Bereich Personal gegenüber. Um die Handlungsfähigkeit der Kirchengemeinden zu gewährleiten greife man deshalb im Doppelhaushalt 2025/26 auf die Rücklagen Verteilungsmasse – das „Sparbuch der Kirchengemeinden“ – zurück. Auf Dauer sei dies jedoch keine Lösung. Ein erster Schritt ist das Projekt „Räume für eine Kirche der Zukunft“, das im Juni 2024 an den Start ging, erklärte Kellner und Hahn betonte: „Auch in Sinne einer verantwortungsvollen Finanzpolitik wurden eben diese Rückgänge der Kirchensteuereinnahmen nicht drastisch, hart und angsteinflößend an die Kirchengemeinden weitergegeben, sondern besonnen. Deshalb entnehmen wir für 2025 rund 21 Millionen und 2026 rund 22 Millionen Euro aus den Rücklagen und leiten damit aber auch schon einen Brems- und Sparprozess ein. Sanft aber spürbar.“
In der Generaldebatte wurde aufgerufen, mit Zuversicht und Mut anstehende Aufgaben anzugehen, auch wenn sie nicht selten mit Einschränkungen verbunden sind. Aus Sicht der Mitglieder liegt eine zentrale Zukunftsaufgabe darin, die Glaubensbotschaft der Kirche viel besser, positiver, und gewinnender zu vermitteln
Haushaltsplan 2025/2026
Ein Nettokirchensteuereinkommen von rund 598 Millionen Euro für das Jahr 2025 und von rund 598,9 Millionen Euro im Jahr 2026 legte der Diözesanrat seinen Finanzplanungen zugrunde. Nach Abzug der Vorwegausgaben für überdiözesane und gesamtdiözesane Aufgaben verbleibt ein verteilbares Aufkommen von rund 561,3 Millionen Euro in 2025 bzw. rund 566 Millionen Euro in 2026, das sich Diözesanhaushalt und Kirchengemeinden jeweils hälftig teilen. Die Kirchensteuerzuteilung an die Haushalte der Gemeinden wird 2025 mit 5,5 Prozent und 2026 mit 0,6 Prozent fortgeschrieben (mit Rücklagenentnahme 2025 i.H.v. 21,5 sowie 2026 i.H.v. 22,3 Millionen Euro). Die Budgets des Bischöflichen Ordinariats erfahren 2025 insgesamt eine Erhöhung von 0,96 Prozent und 2026 von 0,91 Prozent.
Die Diözese übernimmt mit ihrem Teil eine Vielfalt gemeinsamer Aufgaben, zum Beispiel für Mission, Weltkirchliche Flüchtlingshilfe, Krankenhauspastoral, Notfallseelsorge, Jugendpastoral, Schulen oder Demokratie. So startet die Diözese im Vorfeld der vorgezogenen Bundestagswahl 2025 eine Demokratie-Kampagne, um gegen Extremismus und gesellschaftliche Spaltung einzutreten und Menschen zu motivieren, demokratische Parteien zu wählen. „Demokratie lebt vom Mitmachen – wir möchten Brücken bauen und alle ermutigen, Verantwortung zu übernehmen“, so Ordinariatsrätin Karin Schieszl-Rathgeb, zuständige Leiterin der Hauptabteilung Kirche und Gesellschaft.
Im Anschluss an den Beschluss des Doppelhaushalts 2025/26 bedankte sich Werner Krahl bei Rätinnen und Räten für „den Abstimmungsmarathon und die Tiefenbohrung an der einen oder anderen Stelle“ und das positive Votum. Sein besonderer Dank galt aber den Kirchensteuerzahlerinnen und –zahlern, denn sie seien die Geber der Finanzmittel, über die hier im Gremium diskutiert und verantwortungsvoll entschieden wurde.
Förderung von innovativen Projekten der Jungen-Erwachsenen-Pastoral
Das Gremium stellte die Jahresrechnung 2023 fest. Aufgrund eines Einmaleffekts (Umstellung der Kirchensteuerbuchungsperiodik)weist sie einen Überschuss von 19,9 Millionen Euro aus (Einmaleffekt bereinigt ein Minus von 10,1 Millionen Euro). Davon fließen 500.000 Euro in die Jungen-Erwachsenen-Pastoral zur Förderung von innovativen Projekten.Die Junge-Erwachsenen-Pastoral ist ein junges Feld, das sich in den vergangenen Jahren vor allem durch vielfältige Erprobungen entwickelt hat. Ein zentraler Baustein waren hierbei die Projektförderungen: Dabei wurden verschiedene Bereiche exemplarisch und versuchsweise bespielt und die Erfahrungen zusammen mit Teilnehmenden und Durchführenden ausgewertet, um die Erkenntnisse für die konzeptionelle Arbeit zu nutzen.
In den nächsten 5 Jahren soll es weiterhin möglich sein, verschiedene Bereiche in der Jungen-Erwachsenen-Pastoral exemplarisch und versuchsweise zu bespielen. Eine Förderstrategie über den kompletten Projektzeitraum 2025-2030 soll als Innovationsmotor der Jungen-Erwachsenen-Arbeit dienen.
Der verbleibende Überschuss in Höhe von rund 19,4 Millionen Euro fließt der Allgemeinen Rücklage zu.
Ausblick
In den nächsten Jahren gelte es, wachsam die Entwicklungen wahrzunehmen und aktiv zu gestalten, so Dietmar Krauß, Leiter der Hauptabteilung Finanzen und Vermögen. „Wir stehen in Deutschland und der Welt vor großen Herausforderungen. Um die derzeitige Situation zu bewältigen, lohnt sich jeder Beitrag. Es sind alle gefordert.“
Sparen und gestalten, solle hier auch weiterhin die Maxime sein. „Und dafür brauchen wir alle – Kirchengemeinden und Diözese, Hauptamtliche und Ehrenamtliche. Noch haben wir das Heft des Handelns in der Hand, gehen wir es gemeinsam an“, betonte Werner Krahl.
Eins sei dabei aber auch wichtig und klar zu benennen, so Weihbischof Matthäus Karrer, „ohne eine überzeugende, ansprechende pastorale Vision lassen sich Menschen nicht auf Veränderungsprozesse ein. Deshalb wird die Visionsarbeit im Jahr 2025 ein wichtiger Baustein sein im Rahmen der Erarbeitung aller pastoralen Planungen.“
Vorstellung der Aufarbeitungskommission sexueller Missbrauch
Bereits am Freitagabend berichteten Thomas Halder, einer der beiden Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission der Diözese Rottenburg-Stuttgart (AK-DRS), und Dr. Reinhard Winter, Betroffenenvertreter in der AK-DRS und zugleich im Betroffenenbeirat über ihre bisherige Arbeit und die damit verbundenen Herausforderungen. Sie zeigten sich dankbar für die Unterstützung durch die Diözese und betonten, dass die Unabhängigkeit der AK-DRS stets gewahrt werde. Derzeit liegen Zwischenberichte vor, im Jahr 2027 soll der Endbericht mit Empfehlungen veröffentlicht werden.
Dank an Diözesanadministrator Dr. Clemens Stroppel
Abschließend bedankte sich Dr. Johannes Warmbrunn bei den Rätinnen und Räten für die konstruktiven und guten Beratungen und Beschlüsse. Sein besonderer Dank galt Dr. Clemens Stroppel für seinen Dienst während der Sedisvakanz als Diözesanadministrator und davor als Generalvikar. „Sie haben unserer Diözese und nicht zuletzt dem Diözesanrat - in der Sedisvakanz dem Kirchensteuer- und Katholikenrat - einen hervorragenden und vorbildlichen Dienst erwiesen“, so Warmbrunn. Dem Dank schlossen sich die Rätinnen und Räte mit stehenden Ovationen an.
„Mein Dank gilt Ihnen allen. Denn man kann eine solche Aufgabe nur dann erfüllen, wenn man sich in der Zusammenarbeit mit den Gremien und Mitarbeitenden auf allen Ebenen gestützt und getragen weiß. Das ist die Voraussetzung, dass das überhaupt möglich ist. Vielen Dank“, erwiderte Stroppel sichtlich gerührt bevor er die Sitzung mit einem gemeinsamen Gebet schloss.
Interview mit Werner Krahl, Vorsitzender des Finanzausschusses, auf dem Kirchenbänkle