"Sie alle machen mir Hoffnung!"
Unter dem Motto „Miteinander – Für Vielfalt und Toleranz“ fand am Sonntag in der Nagolder Innenstadt eine Demonstration gegen den Rechtsruck in Deutschland statt. Initiator war der Verein Omas gegen Rechts. Auf dem Rednerpodium stand auch Veronika Rais-Wehrstein, Beisitzerin im Präsidium des Katholikenrats der Diözese Rottenburg-Stuttgart.
Mehr denn je, bin ich froh und dankbar, dass ich in einer Demokratie leben darf. Das ist alles andere als selbstverständlich, gerade jetzt in diesen Zeiten, wenn ich auch auf die weltpolitische Ebene blicke.
Wie gut, dass wir jetzt ein- und aufstehen für dieses hohe Gut. Wir sind entsetzt über die aktuellen Entwicklungen in unserem Land und wir wollen nicht mehr länger schweigen.
„In Deutschland und Europa waren Nationalismus und Rassismus über viele Jahrzehnte hinweg Nährboden für Feindseligkeit gegenüber Menschen anderer Länder oder anderen Glaubens. Die dahinterstehende Grundhaltung war mitverantwortlich für zwei grausame Weltkriege und die entsetzliche Vernichtung von Millionen Menschen jüdischen Glaubens. Gerade auch christlich geprägte Politikerinnen und Politiker erkannten bei der Neuordnung Europas und unseres Landes, dass nur die Achtung der Menschenwürde und die Förderung von Solidarität, Dialogbereitschaft und Weltoffenheit in einem demokratischen Rechtsstaat Frieden und Wohlstand dauerhaft sichern können.“
Jetzt werden wieder Ängste, Aggressionen, Hass, und Vorurteile geschürt. Größen- und Allmachtsfantasien werden kultiviert und Kriege geführt. Menschen und ganze Gruppen werden ausgegrenzt, gerade auch die Schwachen und Wehrlosen oder besonders auch jene Menschen, die unserer Hilfe bedürftig sind.
Mein Vater, Jahrgang 1911, war im Zweiten Weltkrieg und lange in Gefangenschaft. Über das Böse und die erlebten Leiden konnte er nicht reden. Vielleicht wollte er mich und meine 4 Brüder schützen.
Gerade jetzt in diesen Zeiten spüre ich eine starke Verbundenheit zu ihm. Sein erlebtes Leiden ist für mich Auftrag nicht zu schweigen bei dem, was durch die Führung der AfD lautstark verkündet wird. Mein durch meine Eltern geprägtes Menschenbild möchte ich auch an meine Enkelkinder weitergeben. Auch sie sollen in einer starken demokratischen Gesellschaft groß werden und darin leben dürfen.
Deshalb stehe hier, weil ich als Christin geradestehen will, vor meinen Enkeln, meinen Mitmenschen, egal welchen Glaubens und Nationalität.
Eine Spaltung zwischen den Menschen, eine Unterteilung in Gute und Böse, ist zutiefst unmenschlich und geradezu unnatürlich.
Unser urchristlicher Auftrag, einander anzunehmen und wertzuschätzen ist aktueller als je zuvor.
Heute war die Eröffnung der Nagolder Vesperkirche. Dort sind 2 Wochen Menschen gemeinsam an einem Tisch um satt zu werden an Leib und Seele. An diesen Tischen sind alle gleich!!!
Sie alle machen mir Hoffnung, die einstehen und aufstehen für diese Werte, die nicht verhandelbar sind.