Ergebnisse liegen ganz auf der Linie der Diözese

Dr. Johannes Warmbrunn vom Katholiken- und Kirchensteuerrat und Weihbischof Matthäus Karrer zu den Ergebnissen der Weltbischofssynode.

Die zweite Sitzung der XVI. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ fand vom 2. bis 27. Oktober 2024 im Vatikan statt. Das Leitwort der Sitzung lautete: „Wie wir eine missionarisch-synodale Kirche sein können“. Foto: Deutsche Bischofskonferenz / Matthias Kopp

„Mehr Beteiligung der Basis, mehr Dezentralisierung, mehr Transparenz – so könnte das Abschlussdokument der am vergangenen Sonntag zu Ende gegangen Weltsynode in Rom mit drei Schlagworten umschrieben werden. Diese Ergebnisse liegen ganz auf der Linie der synodalen Kultur und Tradition in der Diözese Rottenburg-Stuttgart“, so die Einschätzung von Weihbischof Matthäus Karrer. Seit über 50 Jahren beraten und entscheiden in der Diözese demokratisch gewählte Laien weltweit einmalig in den Kirchengemeinde- und Pastoralräten, den Dekanatsräten und im Diözesanrat gemeinsam mit den geweihten Amtsträgern über alle pastoralen und finanziellen Angelegenheiten.

Positive Bewertung der Weltbischofssynode

Auch Dr. Johannes Warmbrunn, Sprecher des derzeit amtierenden Katholiken- und Kirchensteuerrats der Diözese Rottenburg-Stuttgart, bewertet das Ergebnis der Weltbischofssynode grundsätzlich positiv. Ausdrücklich bestätigt sieht er ebenso die seit über 52 Jahren bewährte synodale Praxis im Rottenburger Modell, in dem Diözesanleitung und oberstes gewähltes Laiengremium konstruktiv zusammenarbeiten. Johannes Warmbrunn: „Besonders freue ich mich über das klare Signal unseres künftigen Bischofs Dr. Klaus Krämer, er werde diesen gemeinsamen Weg weitergehen und sei für Weiterentwicklungen aufgeschlossen, ganz im Sinne von Papst Franziskus.“

„Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“

Zum Abschluss der XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, zu dem mehr als 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter dem Leitwort „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“ im Vatikan versammelten, nahmen die Teilnehmer: innen am 26. Oktober 2024 ein gemeinsames Dokument an.
Vom 2. bis 27. Oktober 2024 markierte die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom den Beginn der dritten und letzten Etappe der Weltsynode, zu der Papst Franziskus eingeladen hatte. Die Versammlung war als vierjähriger Prozess angelegt und am 9. und 10. Oktober 2021 von Papst Franziskus in Rom eröffnet worden. Am Wochenende darauf startete der Prozess in den Bistümern weltweit. Bevor dieser in die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode in Rom einmündete, wurden die Bistümer, eine Reihe von Organisationen und schließlich die Bischofskonferenzen in die weiteren Phasen einbezogen. Die XVI. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode fand in zwei Sitzungen statt: die erste vom 4. bis 29. Oktober 2023. Die zweite endete am 27. Oktober 2024.

Abschlussdokument greift Grundintention des „Rottenburger Modells“ auf

Das Abschlussdokument der Weltsynode betont, dass die Entscheidungsprozesse nicht getrennt von den Beratungsprozessen zu sehen sind und greift hier eine Grundintention des „Rottenburger Modells“ auf. So bewährt sich das Rottenburger Modell gerade dann, wenn es darum geht, auch schwierige Beschlüsse zu fassen und umzusetzen. „Wir machen positive Erfahrungen mit partizipativen Prozessen in komplexen Finanz- und pastoralen Strukturfragen und gestalten ein gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen und von Geweihten und Nichtgeweihten“, sagt der für die synodalen Strukturen auf der Gemeinde- und Dekanatsebene verantwortliche Hauptabteilungsleiter Weihbischof Matthäus Karrer.

Bedarf an regelmäßiger Pflege und Weiterentwicklung

Fester Bestandteil des Rottenburger Modells sei, so Karrer, dass die Leitung auf jeder Ebene der Diözese regelmäßig und transparent über ihre Entscheidungen und die Verwendung der Finanzen Rechenschaft ablegen müsse. Weihbischof Karrer: „Deshalb begrüßen sowohl die Mitglieder der diözesanen Räte als auch die Diözesanleitung ausdrücklich die entsprechende Forderung der Weltsynode.“ Gleichzeitig sei es wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese besondere diözesane Kultur und Tradition der regelmäßigen Pflege und Weiterentwicklung bedürfen. Weihbischof Karrer sieht die bisherige Zusammenarbeit der Diözese bestätigt:  „Die bevorstehende Wahl der Kirchengemeinde- und Pastoralräte am 30. März 2025 ist eine guter Anlass, die Impulse der Weltsynode aufzunehmen und für eine Intensivierung der Partizipation vieler Getaufter zu werben.“

Zulassung von Frauen zum sakramentalen Amt der Diakonin

Weihbischof Karrer bedauert: „Mit großem Interesse haben die Verantwortlichen in der Diözesanleitung und den diözesanen Räten die Diskussion um die Zulassung von Frauen zum sakramentalen Diakonenamt verfolgt. Im Rahmen des Konsultationsprozesses zur Weltsynode haben die Diözesanen Räte die zeitnahe Umsetzung des fast 50 Jahren alten entsprechenden Antrags der Würzburger Synode eingefordert. Leider wurde diese Frage in eine eigene Beratungsgruppe außerhalb der Synode eingebracht und wird dort weiter beraten.“

Johannes Warmbrunn betont die große Bedeutung der Zusammenarbeit: „Gewaltenteilung und Mitsprache sind unverzichtbare und wesentliche Haltungen für die Gestaltung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Es gibt noch viel zu tun“, so Johannes Warmbrunn: „Wir sind gefordert, engagiert, kreativ und mutig weitere Schritte zu gehen, um nahe bei den Menschen zu sein, das Engagement vor Ort zu würdigen und die eingeleiteten pastoralen und strukturellen Vorhaben umzusetzen“. Gleichzeitig könne er die Enttäuschung der Frauen verstehen, deren Anliegen einer gerechten und verantwortlichen Beteiligung an geistlichen Ämtern erneut nicht entsprochen wurde.  „Hier denken wir viel zu eng und zu kleinlich und werden der unfassbaren Größe und Liebe Gottes in seinem globalen und vielfältigen Schöpfungswirken nicht gerecht. Diese Frage hätte längst im Sinne der Frauen geklärt werden können“, bedauert Johannes Warmbrunn.

Fragen zum Frauendiakonat bleiben vorerst offen

Weihbischof Karrer zeigt sich vorsichtig positiv: „Wenigstens wurde im Abschlussdokument deutlich betont, dass diese Frage offen ist. Dies ist ein erster Schritt, dem zwingend weitere folgen müssen. Das Abschlussdokument ermutige darüber hinaus, so Weihbischof Karrer, alles bereits jetzt rechtlich Mögliche zu tun, Frauen mit der Leitung von Gemeinden und dem Auftrag der außerordentlichen Taufspendung zu versehen. Beides erfolge bereits in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und solle in den nächsten Jahren konsequent weiter ausgebaut werden.

Hintergrund

Dr. Johannes Warmbrunn ist Sprecher des Diözesanrats der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der in der Sedisvakanz, der Zeit ohne amtierenden Bischof, als Katholiken- und Kirchensteuerrat fungiert und abschließend über die Verwendung der Kirchensteuern entscheidet. In Fragen der Seelsorge, der „Pastoral“, wird der Bischof von den gewählten Laien beraten. Der künftige Bischof Dr. Klaus Krämer hat bereits angekündigt, den Diözesanrat in seiner bisherigen Verfasstheit erneut einzusetzen. So werden die drei Funktionen als Katholikenrat, Pastoralrat und Kirchensteuervertretung im seit über 50 Jahren bewährten „Rottenburger Modell“ in einem Gremium zusammengeführt, dem damit ein besonderes Gewicht in der Mitsprache und Mitgestaltung der Laien zukommt.

Das Schlussdokument der XVI. Generalversammlung in italienischer, englischer und deutscher Sprache finden Sie hier:
https://www.dbk.de/themen/bischofssynoden/bischofssynode-synodale-kirche-2021-2024